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Hand in Hand gegen Schmerzen

07. 05. 2021

Marsberg/Westheim. Im MVZ Westheim und im St.-Marien-Hospital werden Patienten mit chronischen Schmerzen behandelt
Etwa ein Drittel aller Deutschen leidet unter chronische Schmerzen: 95 Prozent dieser Patienten klagen über Schmerzen, die nicht im Zusammenhang mit einer Tumorerkrankungen stehen. „Schmerzpatienten haben einen hohen Leidensdruck, sie halten ihre Situation oft kaum noch aus“, sagt Schmerztherapeut Oliver Kramer, der im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Westheim tätig ist. Der Facharzt für Anästhesie und spezielle Schmerztherapie erklärt: „Schmerz ist ein Warnsignal, das von einer gefährdeten Stelle ausgeht, zum Beispiel von einem Bandscheibenvorfall. Von den Schmerzfühlern bekommt das Gehirn eine Information und schickt sogleich Stoffe zurück, die das Schmerzempfinden hemmen. Wenn Schmerzen über einen längeren Zeitraum bestehen, kommt dieses sensible System durcheinander.“ Von chronischen Schmerzen sprechen Fachärzte, wenn Schmerzen mindestens drei bis sechs Monate andauern und ihre Warnfunktion verloren haben.   
In der Praxis informiert der Facharzt die Patienten nicht nur über die Entstehung und Verarbeitung ihrer Schmerzen. Im Rahmen der ambulanten Behandlung wird auch ein psychologisches Erstgespräch initiiert. „Es ist wichtig, dass die Patienten ihre psychologischen Belastungen formulieren“, sagt Oliver Kramer. Darüber hinaus klärt er Betroffene über die Möglichkeiten einer multimodalen Schmerztherapie auf. Multimodal bedeutet „auf vielen Wegen“: Die moderne Schmerztherapie geht davon aus, dass Schmerz durch viele Faktoren entsteht. Es werden körperliche, seelische und umweltbezogene Aspekte berücksichtigt.
„Wir versuchen, dem Patienten ganzheitlich Linderung zu verschaffen“, so Dr. Martin Leisin, Oberarzt der Klinik für Anästhesie im Marsberger St.-Marien-Hospital. Kramer und Leisin arbeiten eng zusammen, beide sind ausgebildete Schmerztherapeuten. 
Lassen sich die Schmerzen eines Patienten nicht ambulant beherrschen, ist ein stationärer Aufenthalt in der Abteilung für Schmerztherapie des St.-Marien-Hospitals im Krankenhaus angezeigt. Dort bekommen die Betroffenen beispielsweise naturheilkundliche Behandlungen, Physiotherapie, gegebenenfalls Ergotherapie, Faszientraining, Musiktherapie, Schulungen zum Thema Schmerzentstehung und Verarbeitung, zum Teil auch Ernährungsberatung. Außerdem werden die Medikamente angepasst. Neben Gesprächen zur psychologischen Schmerzbewältigung wird eine Entspannungsgruppe angeboten, Wahrnehmungstraining und psychologische Einzelberatungen. 
Die Kombination unterschiedlicher Behandlungsmethoden halten Oliver Kramer und Dr. Martin Leisin für erfolgversprechend. „Betroffene haben oft eine deutliche Minderung ihrer Lebensqualität, denn die Schmerzen schlagen auf die Stimmung. Mit den Schmerzen entsteht Schlaflosigkeit, Anspannung und Stress. Es folgt der soziale Rückzug“, berichten sie von Gesprächen mit Patienten. 
Dass Schmerzen unabhängig von ihrer Entstehung eine Eigendynamik bekommen und zu einer eigenständigen Erkrankung werden, ist eine der Herausforderungen der Schmerzmedizin. Man könne sich das wie eine Spirale vorstellen, auf der sich mit hoher Geschwindigkeit alles im Kreis dreht, so Dr. Martin Leisin: „Im Nervensystem der Patienten hat sich eine Schmerzautobahn entwickelt. Diese Autobahn wollen wir wieder zurückbauen – gemeinsam mit den Betroffenen, in ihrem individuellen Tempo und mit den für sie am besten geeigneten Therapien.“ 
 

 

Bild zur Meldung: Dr. Martin Leisin (links) und Oliver Kramer sind Schmerztherapeuten in Marsberg und Westheim. Sie setzen auf eine multimodale Schmerztherapie, die die Beschwerden des Patienten von vielen verschiedenen Seiten angeht.

 
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