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Der Wulsenberg - ein Schutzgebiet mit besonderer Auszeichnung

19. 05. 2021

Marsberg. Der Wulsenberg im Frohntal bei Erlinghausen ist einer der landesweit bedeutsamen Kalkmagerrasen im Hochsauerlandkreis. Kalkmagerrasen sind durch jahrhundertelange extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen aus Kalkbuchenwäldern hervorgegangen. Die dadurch entstandene waldarme Kulturlandschaft, die bis etwa 1800 existierte, ermöglichte die Einwanderung wärmeliebender Arten vor allem aus dem Mittelmeerraum. Dazu gehören verschiedene Orchideenarten, wie die Fliegenragwurz, Schmetterlingsarten wie Bläulinge, der Heidegrashüpfer oder die Heideschnecke. Es entstanden in langen Zeiträumen neue, eigenständige und unverwechselbare Lebensgemeinschaften. Sie sind der natürliche Teil unseres kulturellen Erbes. Sie machen einen wesentlichen Teil unserer regionalen Identität aus. 

In den 1950er Jahren kam die Ziegenhaltung zum Erliegen. Die „Kuh des kleinen Mannes“ wurde nicht mehr zum Überleben benötigt, da aufgrund verbesserter landwirtschaftlicher Nutzungsmöglichkeiten und der Einführung des Kunstdüngers höhere Erträge erzielt wurden. Was sollte man mit den unrentablen, steilen Flächen machen? Ein Teil wurde, wie beim Wulsenberg, durch den Schäfereibetrieb Keuter/Plempe aus Erlinghausen bis heute weiter genutzt, andere Bereiche wurden mit Fichten und Kiefern aufgeforstet. Der Lebensraum für diese wohl artenreichste Lebensgemeinschaft wurde verkleinert und geteilt. 

Trotzdem konnten viele der hochseltenen Arten bis heute überleben. Dies führte zur Ausweisung als Naturschutzgebiet in den 1980er Jahren. Seit Ende des Jahrtausends, als das europäische Schutzgebietsnetz NATURA 2000 aus der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie entwickelt wurde, gehört auch der Wulsenberg dazu – wenn man so will, ein Schutzgebiet mit besonderer Auszeichnung. 

Der Landschaftsplan Marsberg, der 2008 durch den Hochsauerlandkreis in Abstimmung mit der Stadt Marsberg verabschiedet wurde, sah bereits die Wiederentwicklung der artenreichen Kalkmagerrasen auf den aufgeforsteten Bereichen vor. Ausgelöst durch die Borkenkäferkalamität sind große Teile der Aufforstung wertlos geworden, so dass die Stadt Marsberg dem Entwicklungskonzept der Biologischen Station Hochsauerlandkreis zugestimmt hat. Eine finanzielle Beteiligung durch die Stadt ist nicht notwendig, da über das Förderprogramm ELER (Erhalt des ländlichen Erbes) und die Kofinanzierung aus Ersatzgeld des Hochsauerlandkreises die Kosten gedeckt werden. 

Im Herbst 2021 wird mit der Umsetzung begonnen. Die jungen Nadelholzbestände werden entfernt. Um die Entwicklung der Magerrasen zu fördern, wird auch ein Teil der Nadelstreu entfernt. Die Altkiefern bleiben vorerst stehen und auch die markante Birkenallee bleibt erhalten. Nach einer Teilentbuschung zwischen Birkenallee und Steinbruch werden alle Flächen zur Unterstützung der notwendigen Beweidung entsprechend eingezäunt. Das Landschaftsbild wird sich also wesentlich verändern. 

Um dieses Stück faszinierende Heimat weiter erleben zu können, ist geplant, einen Rundwanderweg mit Informationstafeln zu errichten. Gerne ist die Biologische Station bereit, geführte Wanderungen anzubieten, um die Maßnahmen zu erklären und die Charakterarten des Wulsenbergs zu zeigen. Brombeerzipfelfalter

 

Bild zur Meldung: Stattliches Knabenkraut am Wulsenberg

 
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